Vor ein paar Tagen tauchte in meiner SEO-„Filterblase“ wieder einmal eine interessante Grabrede auf. Hierbei ging es nicht primär um die Botschaft, dass die Branche oder die komplette Szene von heute auf morgen abgestorben ist, sondern das Szenenelement „SEO-Blog“.
Also: Was ist dieses „Ding“, welches man „SEO-Blog“ nennt? Nunja, viele Mitspieler pflegen eine besondere Art der Kommunikation untereinander und mit potentiellen (Neu)kunden: das sind diese Blogs, wo über frische und neue Gedanken aus dem Arbeitsumfeld, über neue Trends aus der Szene oder – ganz profan – über das tägliche Wetter geschrieben wird.
Nun ist es leider so, dass sehr viele oder sogar die meisten Dienstleister, welche das tägliche Brot über die internetbasierenden Dienstleistungen (also: Webdesign, Socialmedia us.w) verdienen, immer irgendetwas zum Thema „Suchmaschinenoptimierung“ zu sagen haben. Man entdeckt hier im Laufe des Studiums interessante Häufungen auf zum Beispiel die Google-Webmaster Richtlinien, natürlichen Linkaufbau und andere – bekannte – Theorien, Aussagen und Vermutungen. Im Endeffekt handelt es sich hierbei um die Rezitation diverser gefundener Texte ohne eigenständige Prüfung und man fragt sich, warum man sich die Zeit nehmen sollte, wiedergekäute Informationen geistig zu erfassen.
Schaue ich mir die Anfragen und die IST-Zustände diverser Rat- und Hilfesuchenden an, stelle ich immer wieder fest, dass gerade große Agenturen und auch reputationsstarke Kollegen leider Strategieansätze anhand der üblichen und tausendfach durchgekauten szenetypischen Blogtexte verwerten. Im Endeffekt sehe ich Maßnahmen anhand von Keyworddichten, WDF*IDF, Socialbookmarking, Verzeichniseinträge, Linkkauf und Linktausch. Innovationen oder das Verlassen von bekannten Wegen im Sinne einer eigenen Anpassung auf die wechselhafte Natur des Mediums „Internet“ findet man hier selten und das hat natürlich Auswirkung auf die Qualität der Branche und man erlebt hier Linksetzungdiskussionen anhand manipulierbarer Metriken wie den Alexarank, dem uninteressanten Pagerank und Intextlinks hinter irrelevanten Zeichenketten.
Nun stelle ich interessante Diskussionen in der Szene fest: Externe fragen häufig nach Beweisen, Nachweisen und konkreten Zahlen, welche diese oder jene Meinungsäußerung belegen. Ich frage mich immer, warum man genau dieses gegenüber völlig unbekannten Personen zu liefern hat und ich sehe einfach keine Notwendigkeit. Natürlich darf man nicht vergessen, dass man als Dienstleister im Bereich der Suchmaschinenoptimierung selbst einmal auf externe Tipps und Hinweise angewiesen war aber es entsteht derzeit schlichtweg kein interessanter und gegenseitig befruchtender Dialog.
Zusammenfassend rate ich den Akteuren folgendes:
- Lernt programmieren.
- Entwickelt eigene Analyseprozeduren und generiert eigene Zahlenmaterialien.
- Lernt das Interpretieren von Zahlen und die Analyse von Zusammenhängen von Zahlen.
- Führt endlich einmal eigene Experimente durch und testet die verschiedenen Spielarten aus.
- Beschäftigt Euch endlich einmal mit den Medien des Internets und begreift die Eigenarten von bspw. den verschiedenen Linkspendertypen.
- Entwickelt eigene Definitionen und erklärt diese zumindest gegenüber dem eigenen Klientel. Besser noch: entwickelt Definitionen zusammen mit dem eigenem Klientel.
den Anwendern der gelesenen Tipps, Todos etc. empfehle ich:
- Verlangt nicht, dass die Akteure Euch Wissen für umsonst abgeben, das wäre (betriebs)wirtschaftlich unsinnig.
- Wenn man hier etwas verlangt, sollte man etwas abgeben können.
- Die SEO-Akteure sind nicht dafür zuständig, über Beiträge, Blogposts etc. die Reputation der Branche zu heben oder Beweise für dieses und jenes zu erbringen: entsprechende Prozesse existieren durchaus, aber meistens intern oder im Diskurs mit dem eigenen Klientel.
- Erwartet nicht, dass öffentliche Tipps auch weit über das „Bekannte“ hinaus gehen.
- Werdet Euch bewusst, dass Ihr Hilfe bei Dienstleistern sucht und dass die Dienstleister in der Regel deutlich mehr von den Themen der SEO verstehen, als die Anfragenden.
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Eine sehr schöne und recht umfangreiche Analyse zum Thema liefert „Tagseoblog„.