Vor einigen Tagen hatte ich das Vergnügen, Gast auf einer dieser Influencermarketingwerbeveranstaltungen sein zu dürfen. Hier wurden auch mir diverse und spannende Strategien zur Positionierung von Produkten, Dienstleistungen und auch virtuellen Existenzen in den Socialmedia vorgestellt. Ich rechnete selbstverständlich auch mit einer eindeutigen Ausrichtung auf eben das (!) Trendthema INFLUENCERMARKETING.
Soviel dazu: der Vortrag (oder besser: die Akquiseveranstaltung) lieferte viele Argumente in Richtung der simplen Skalierbarkeit von eben der Zusammenarbeit mit Influencern und da tauchten unfassbar viele Fragen in meinem Hirn auf, welche ich auch selbstverständlich vor Ort ausformulierte.
Beispiele sind:
(a) Wer garantiert mir, dass die Reichweitenzahlen und die erreichbaren Zielgruppen überhaupt „natürlich“ / „natürlich gewachsen“ sind?
(b) Welche Verifikationsmöglichkeiten existieren denn in der Begutachtung dieser absolut wichtigen Zahlen?
(c) Wie lassen sich Prognosen zur wirtschaftlichen Werthaltigkeit von Influencermarketing überhaupt anstellen?
Gerade der erste Punkt ist – zumindest aus meiner Sichtweise heraus – eines der wichtigsten Aspekte, die man schlichtweg in der Zusammenarbeit mit diesen Influencern zu beachten hat. Hierzu fand ich in den letzten Monaten und Jahren mehrfach Gelegenheit zur Durchspielung von „Pushansätzen“, die ich in diesem Beitrag einmal kurz beschreiben möchte. Vorab: sämtliche Punkte entstanden aus einem gigantischen Schwall an Inspirationen, den ich bekam, als ich einmal dieses „Influencermarketing“ inkl. entsprechender Accounts durchanalysierte und die Ansätze wurden mehrfach bei Testszenarien und klassischen Experimenten durchgespielt, wobei jeder einzelne Account stabil ist, nachwievor existiert und sich erstaunlich hoher Beliebtheitswerte erfreut.
[Erklärung]
Die nachfolgenden Punkte zeigen verwendete Ansätze und Werkzeuge und laden keinesfalls dazu ein, das ganze im eigenem Umfeld selbst durchzuspielen. Sprich: hier übernimmt keiner Verantwortung dafür, wenn die Leser_innen sich mit den vorgestellten Sachen die eigenen Accounts „verbrennen“ und / oder nicht die gewünschten Wachstumsraten erwirtschaften.
(1) Organisation von Likes – Organisch.
Mir fallen unfassbar viele panikmachende Blogbeiträge und Diskussionsbeiträge und Forenbeiträge ein, wo mit starken Worten vor dem Tool „Gramblr“ gewarnt wird und ich forschte hier 2016 einmal nach und hinterfragte die Erkenntnisse, denn: zu Negativmeinungen gehören eben auch Belege, oder quasi Beweise, welche eben auch die Gefährlichkeit von „Gramblr“ nachvollziehbar machen können. Teilweise fand ich da ausweichende Argumente + viel Emotion und teilweise wurde mir gestanden, dass man eben Gramblr noch nie gesehen und verwendet hat. DAS animierte mich, mir das Gramblr einmal anzuschauen und dieses Werkzeug befindet sich jetzt im täglichem Einsatz. Also: ich lade damit Fotos hoch und selbstverständlich werden dort bei bestimmten Szenarien die Coins in Likes verwandelt. Hier noch einmal: weder das Hochladen von Fotos, noch die gelegendlichen „Pushs“ in Form von Coins->Likes haben in den letzten Jahren bis heute irgendein negatives Erlebnis hier produziert.
Nutzt man Gramblr, sollte man sich sehr genau anschauen, welche Likes denn von welchen Accounts da eintrudeln (naja … sofern man die entsprechende Funktion nutzt) und hier fallen mir sehr viele dieser „Microinfluencer“ auf. Hierunter fällt auch ein – mehr oder weniger – bekannter Komiker aus dem Sender Tele5. Ach … wie effektiv ist das Ganze: nunja, je nach investierten Coins und (Fake)likewellen, lassen sich in mittelschweren Nischenhashtags Rankings realisieren und man bekommt über die (halb)automatischen Likes natürlich auch Zugriff auf die Reichweiten DER Likenden.
Ich rede recht häufig über dieses Werkzeug im Kreise der Influencermarketingbetreibenden und stelle immer wieder fest, dass trotz nicht vorhandenem Hintergrundwissen zu dem System „Gramblr“ man zwar eine Meinung dazu hat (Warum eigentlich?) und sich nicht vorstellen kann, dass dieses Tool nicht von Influencern benutzt wird. Seltsam, oder?
Eine weitere Likeorganisation kann über die Engagement Gruppen laufen. Ich bevorzuge sogar diesen Weg, weil sich dort – nach ersten Sichtungen – extrem professionell aufgestellte Influencer tummeln und hierüber ein Likemodus organisiert werden kann, welcher „sanft“ oder „natürlich“ ausschaut. (Vergleich: Gramblr produziert Likewellen)
Der Aufwand ist – im Vergleich zur Gramblrvariante – geradezu „niedlich“ (Siehe hierzu: Engagement Gruppen
Achja, dann existieren noch weitere automatische Likeorganisationsvarianten und diese drehen sich auch um den beliebten Bot „Ninjagram„. Die Lizenzkosten bewegen sich in einem niedlich geringem Rahmen und das Programm deckt alles ab, was das kleine Automatisiererherz sich so vorstellt. Auf die konkreten Funktionen und die Potentiale möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, da die Leser_innen mit hoher Wahrscheinlichkeit wissen werden, was ein automatische abgegebener Like bewirken KANN.
Weiterhin existiert in den Bereichen der Likeautomatisierungen auch ein spannender Service, der den faszinierenden Namen „addmefast“ trägt. Diese funktioniert auch auf Basis eines Coinsystem … man bekommt also eine virtuelle Währung gegen Aktivitäten gutgeschrieben und kann das „Geld“ in Likes, neue Fans, Daumen hoch u.v.m. reinvestieren. Erste Experimente zeigten mir da eine interessant hohe Dichte an Influencern.
(2) Organisation von Likes – Kauf.
Weil ich vom direkten Kauf dieser Likes nichts halte, beschränke ich meine Ausführung auf die Verlinkung zu entsprechenden Google-Anfragen:
https://www.google.com/search?q=buy+instagram+likes+cheap
https://www.google.com/search?q=buy+1000+instagram+likes+for+%241
https://www.google.com/search?q=likes+kaufen+instagram+paypal
usw. usw. usf. (Nur mal am Rande bemerkt: der Markt ist absolut gigantisch).
Zurück zur Socialmedia/Influencermarketingakquiseveranstaltung, welche als „Vortrag“ deklariert wurde:
Als Verifikation zu Fake / Non-Fake wurden mir zwei Optionen angeboten (Achtung: die oben dargestellten Pushorganisationsmöglichkeiten kannte man nicht und man möchte sich auch nicht damit beschäftigen): (a) Erfahrung und (b) alte Datensätze von Tools, welche vor den letzten Instagram-Änderungen noch funktionierten, wobei die Datensätze ausschliesslich Follow / Followerveränderungen zeigten.
Ich sehe nun folgende Probleme:
Erfahrungen und Erfahrungswerte sind rein subjektive Zustände, die keiner kritischen Gegenprüfung (erst recht nicht, wenn man die Automatismen nicht kennt …) standhalten dürfte und alte Datensätze sind schlichtweg unbrauchbar, weil diese eben _alt_ und wegen API-Änderungen schlichtweg für die Klient_innen des Influencermarketings nicht nachprüfbar sind. Ich frage mich auch, welche besondere Werthaltigkeit nun eine Strategie hat, die keinerlei saubere Monitoring der Kooperationsaccounts hat und in einer Welt aktiv ist, deren Schwerpunkte auch in der (halb)automatisierten Reichweitenproduktion liegen. Weiter noch: man darf niemals davon ausgehen, dass sämtliche einkaufbare Reichweiten auch wirklich sauber / moralisch organisiert sind und ich rate auch an dieser Stelle dazu, keinerlei Moralisierungen zu den o.g. Strategieauszug zu tätigen oder auch Dienstleister_innen mit Hang zur Moralisierung einzukaufen.
Komme ich nun zu meiner privaten Prüfliste bzgl. der Zusammenarbeit oder Gesprächen mit Influencermarketingdienstleister_innen / Influencermarketingagenturen in Form eines Fragenkataloges.
(1) Wie werden die Trafficprognosen via Influencermarketing berechnet und welche Datenquellen werden da benutzt?
(2) Wie werden die Kooperationspartnerschaften kontrolliert und welche Datenquellen werden für die Verifikationen der Reichweiten und Interaktionen benutzt?
(3) Welche konkreten Accounts hast Du selbst positioniert, wie sehen die Effekte aus und welche Erfahrungen hast Du mit den verschiedenen Strategien (organisch, nicht-organisch)?
(4) Welche Tools verwendest Du?
(5) Kennst Du die APIs der Socialmedia und wie nutzt Du Diese?
(6) Welche Accounts hast Du denn auch mit „bösen“ Strategien positioniert, oder beziehst Du Deine Warnungen nur auf Fremdberichte?
Wesentliche Punkte sind und bleiben die Datenquellen und die haben so organisiert zu sein, dass Diese für interessierte Laien einfach zu verstehende Ergebnisse produzieren. Weiter noch: ich verlange >1 Datenquelle, mit mind. einer Ressource aus dem Umfeld API. Der zweitwichtigste Punkt in meiner Privatliste ist die Sauberkeit der Prognosen zu Traffic und Umsatz und hier lese und höre ich immer wieder das Schema der nachgelagerten Landingpage. Also: man baut Landingpages zu Produkten auf und nimmt hierfür viel Geld und „hofft“ quasi auf Traffic und möglichst viel Umsatz. Unterhalte ich mich nun mit einem Branchenvertreter aus „Influencermarketing“, welcher u.a. mit „Erfahrung“ argumentiert, erwarte ich die Präsentation von bestehenden Accounts, welche u.a. mit Hilfe von Bit.ly-Urls arbeiten. Diese URL-Form erlaubt zwar nicht die externe Sichtung von Umsätzen, sie zeigt jedoch durchaus eine relativ saubere Auswertung von Trafficvolumina und hier gilt ja auch die Logik „mehr Traffic“ -> „mehr Umsatz“. Interessant ist die Rechercheform via Bit.ly-Urls-Prüfung auch, weil über die API eben auch die Zugriffe Herkunftsländern zugeordnet werden kann.
Der Punkt 06 fällt mir in den vielen Diskussionen immer wieder auf: man schreibt viele Dinge herunter, moralisiert stark und muss auf kritischen Nachfragen quasi zugeben, über keinerlei Erfahrungen zu den bspw. o.g. „bösen Strategien“ zu besitzen. Hier wundere ich mich immer wieder darüber, dass in einer logik- und zahlengetriebenen Szene / Branche eben völlig unlogisch argumentiert wird und ich frage da auch nach, interessiere mich für das Ausbleiben von Experimenten und Gegenchecks. Da wird mir immer wieder auch Folgendes kommuniziert:
(1) Agenturen haben keine Zeit für sowas.
(2) Wir haben keine Leute für sowas.
(3) Wir verstehen sowas nicht.
(4) Wir sind sauber / moralisch gut und fassen sowas gar nicht an.
(5) Wobus, bitte geh weg mit Deinem Nerd-Zeug.
Mich gehen selbstverständlich diese oder jene geschäftlichen Interna nichts an und der Markt regelt sich da schon eigenständig. Ich würde mich allerdings fragen – sofern ich den Einkauf entsprechender Dienstleistungen plane -, welchen Wert die angesprochenen Dienstleister_innen denn im Interesse MEINER Planungen, Prognosen und Wünsche haben, wenn sämtliche Argumente auf nicht greifbare Erfahrungen, offensichtliches Nicht-Wissen zu „alternativen Strategien“ und subjektiv geprägter Moralvorstellungen basieren. Mhhhh …
Fragen? Gedanken? Austausch gewünscht? Konkrete Projektanfrage? Ich freue mich über Rückmeldungen.